Montag, 1. September 2014

1. ICSI



Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch nicht verheiratet. Eine künstliche Befruchtung war deshalb aus finanziellen Gründen zunächst nicht möglich. Und so versuchten wir zuerst einen Erfolg mit kostengünstigeren Behandlungen zu erzielen. Nahrungsergänzungsmittel, Ovulationstests zur Bestimmung des Eisprungs (ES) und zwei Insimnationen (IUI).
Bei einer IUI gibt der Mann seine Spermienprobe ab, die Spermien werden im Labor aufbereitet und anschließend direkt vor die Gebärmutter gespritzt und wo sie auf die Eizelle warten müssen.
Bei OAT II nicht gerade erfolgversprechend aber auch nicht unmöglich.
Bei uns jedoch mit negativem Ausgang.

Nach der Hochzeit ging dann alles ganz schnell. Zwei Tage später hatte ich einen Termin im Kinderwunschzentrum um mit der ICSI-Behandlung zu beginnen.
Ich bekam die notwendigen Unterlagen zur Beantragung der Behandlung bei der Krankenkasse, und sendete diese am gleichen Tag noch ein. Wir mussten uns beeilen, bis zum 1. Zyklustag (ZT) war es nicht mehr lange und ohne die Zustimmung der KK, konnte die Behandlung nicht starten. Hätten wir diesen Zeitpunkt verpasst, hätte dies wieder 1 Monat Wartezeit auf den nächsten Zyklus bedeutet.
Zum Glück kam die Zusage der KK schon einen Tag später und es konnte los gehen.

Zunächst bekommt man eine Spritze mit einigen Einheiten. Diese Spritze muss man sich nun bis zum ES jeden Tag um die selbe Uhrzeit (egal wo man gerade ist, welche Termine man hat, etc.), selbst spritzen. Nicht nur ein organisatorischer Aufwand, für mich auch psychisch sehr belastend. Je öfter ich mich spritzen musste, desto mehr Angst bekam ich vor dem Spritzen.
Während dieser Zeit muss man immer wieder zur Kontrolle zum Ultraschall (US). Hier wird geschaut wie viele Eizellen bereits gereift sind. Ziel des Spritzens ist es, möglichst viele Eizellen heranreifen zu lassen. Nicht selten kommt es hierbei zu schmerzhaften Überstimmulationen der Eierstöcke. Bei mir ging zum Glück alles gut. Wenn genug Eizellen herangereift sind und diese die optimale Größe haben, entscheidet der Arzt, wann der ES ausgelöst werden soll. Dies geschieht ebenfalls mit einer Spritze. Man bekommt dann einen genauen Tag und eine genaue Uhrzeit mitgeteilt, um den ES auszulösen. Dieser Zeitpunkt ist mit der Punktion (PU) genau getimed.
Ich musste also Auslösen und einen Tag später zur Punktion in den OP.
Die OP dauert. 10-15 Minuten unter einer Kurznarkose. Vor dieser Narkose hatte ich am meisten Angst. Hinterher empfand ich die Narkose aber als einen sehr erholsamen Tiefschlaf - hätte ich schon jemals so gut geschlafen?
Während ich operiert wurde, musste mein Mann seine Spermien abgeben. Nach der OP wurde uns dann mitgeteilt, dass es 11 Eizellen sind, die nun befruchtet werden. Ein zufriedenstellendea Ergebnis. Einen Tag später bekam ich dann den Anruf, dass 11 Eizellen befruchtet wurden. 4 davon werden nun weiter kultiviert um zu Blastozysten (Endstadium ein Eizelle und bessere Einnistungschancen) heranzureifen. Die übrigen haben wir auf eigenen Wunsch und zur späteren Verwendung einfrieren lassen. Auch wenn das nicht gerade kostengünstig ist.
5 Tage später hatte ich den ersehnten Termin zum Transfer (TF). Mir wurden zwei Eizellen eingesetzt. Vor der Behandlung hatte ich auch wieder Panik. Es ist aber schmerzfrei und ziept nur ein wenig. In Deutschland ist es nur in Ausnahmefällen möglich 3 Eizellen einsetzen zu lassen. Die meisten Paare entscheiden sich für 2, um die Chance, dass es klappt zu verdoppeln.

Nun beginnt die 14-tägige Warteschleife (WS)...



Und dann, 14 Tage nach dem TF, hatte ich den lang ersehnten Termin zum Bluttest (BT). Zu diesem Termin waren wir aber gerade im Urlaub, sodass ich dort selbst einen Schwangerschaftstest machen sollte. Eigentlich erst einen Tag nach dem BT.
Natürlich konnte ich nicht abwarten und teste schon viel zu früh: negativ
Ich war total enttäuscht, dass es nicht geklappt hat. Dann hatte ich auch noch Unterleibschmerzn und ich ging los um mir Tampons zu kaufen, weil ich mir sicher war, meine Periode zu bekommen. Aber sie kam nicht... Und der Test war plötzlich positiv.
Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Zum ersten Mal ein 2. Strich auf dem Schwangerschaftstest (SST). Für manche mag dies einfach nur ein Strich sein, für Frauen, die sich sehnlichst eine Schwangerschaft wünschen ist es mehr als ein Wunder, wenn der 2. Strich erscheint. Denn wie oft haben wir schon auf einen SST gestarrt, auf die Linie gewartet, den Test ins Licht gehalten, gegen das Licht gehalten, gedreht, gewendet, die Augen verdreht um dann total  enttäuscht und verzweifelt festzustellen, dass kein 2. Strich da ist - oder etwa doch? Oder ist der nur Einbildung??
Ich gehöre zu Frühtestern, die von den braven und vernünftigen Testerinnen "gehasst" werden. ;-)
Denn auch die Frühtester wissen eigentlich, dass es nicht gut ist, vor NMT (nicht-mentrueller-Tag: der Tag an dem die Periode eintreffen soll) oder vor dem BT zu testen. Ist das Ergebnis negativ, ist man nicht nur am Boden zerstört, sondern es könnte auch einfach zu früh für einen SST gewesen sein. Ist der Test positiv könnte es sein, ist eine Schwangerschaft zwar eingetreten, könnte aber wieder abgehen. Dann ist die Enttäuschung natürlich noch viel größer.
Leider siegt bei mir immer wieder die Neugier. Ich halte das warten einfach nicht aus!

Wieder Zuhause angekommen, ging ich dann noch zum BT um mir das Ergebnis offiziell bestätigen zu lassen. Der HCG-Wert lag bei 1.904 bei 5+5 SSW. In Ordnung für die 6. SSW.

Ich bekam einen Termin zum 1. US und man konnte dort schon die Fruchthöhle sehen.

Danach bekam ich einen 2. Termin zum US in der 8. SSW. Nun konnte man auch das Herz schlagen sehen. Dies ist dann auch der Zeitpunkt, an dem man im Kinderwunschzentrum entlassen und an seinen Frauenarzt zurück überwiesen wird.
Beim 1. US der Frauenärztin war alles in Ordnung.
Ich bekam einen Termin für die 10 SSW zum 1. Screening.

Beim Screening dann der Schock: es war keine Herzaktion mehr feststellbar. Auch der zweite Arzt konnte kein Leben mehr feststellen.
Fehlgeburt in der 9. SSW
Für uns brach eine Welt zusammen. Nach allem was wir schon mitgemacht haben, wussten wir zwar, dass die ersten 12 Wochen immer kritisch sind, aber es trifft doch eigentlich eh immer nur die anderen. Wir wurden also ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Ich musste eine Woche auf die Ausschabung (AS) warten. Das war eine schlimme Zeit. Nach der AS konnte ich dann wieder aufatmen und nach vorne schauen.
2 Monate sollte ich warten, um meine Körper ein bisschen Zeit zu geben.